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Cloud Transformation: Die Umsetzung

Wenn Cloud-Projektleiter gefragt werden, wie die Umstellung auf die Cloud verläuft bzw. funktioniert hat, geben sie in der Regel technische Antworten, beispielsweise: Sie haben erfolgreich

  • x – Rechenzentren geschlossen
  • y – Server außer Betrieb genommen
  • z – Workloads verschoben oder
  • die Zeit, die für eine bestimmte Aufgabe benötigt wird, um x – Prozentpunkte verkürzt.

Solche Metriken sind zwar wichtig, sie bilden jedoch nicht die ganze Geschichte ab. Denn Cloud-Umstellungen sind üblicherweise nicht Selbstzweck, sondern verfolgen in der Regel ganz konkrete Ziele.

Die Mitarbeiter, ein Schlüsselfaktor

Allerdings stellen diese Ziele oftmals sehr große Herausforderungen dar. Erfahrungen abgeschlossener Cloud Initiativen zeigen, dass nach erfolgter Migration im Schnitt etwa 30% der Rechenzentrums-Applikationen stillgelegt werden konnten. Sie zeigen allerdings auch, dass 70% der Cloud Initiativen bzw. der Ablösen auf Grund „vergessener“ Mitarbeiter scheitern. Alte Systeme können nicht abgelöst werden, weil es nicht gelungen ist, die Mitarbeiter auf die Cloud-Reise mitzunehmen. Die Gründe hierzu sind vielfältig und reichen bis zu aktivem oder passivem Boykott. Technische Gründe, Auslöser und Abhängigkeiten mutieren „auf dem letzten Meter“ zu unüberwindlichen Hindernissen.

Im Folgenden sind drei Fragestellungen, welche entscheidenden Einfluss auf die Ausgestaltung und Umsetzung von Cloud Initiativen haben und diese maßgeblich beeinflussen, angeführt:

Welche Ziele verfolgt Ihr Unternehmen?

Welche Geschäftsziele hat ihr Unternehmen (z.B. Preisführerschaft, Qualitätsführerschaft) und welche Grenzen gibt es? Welche Treiber für die Cloud resultieren daraus?

Themenspezifisches Knowhow
  1. Für viele Unternehmen sind die Kosten der wichtigste bzw. hauptbestimmende Faktor.
  2. Wenn ein Unternehmen ein wettbewerbsfähiger, preisgünstiger Anbieter sein will, muss es einen Mix schaffen, der sowohl einen Wert für den Markt liefert als auch die eigenen Kosten niedrig hält.
  3. Wenn ein Unternehmen andere Ziele hat – kurze Markteinführungszeit, globale Expansion, etc. – trifft es möglicherweise andere Entscheidungen im Hinblick auf die Gestaltung seines Cloud-Programms.

Selbstverständlich müssen Unternehmen in der Praxis viele Parameter – selbstverständlich innerhalb definierter Grenzen – optimal vereinen. Auch selbst-auferlegte. Aus Sicht einer Cloud-Initiative beispielsweise:

  • Sicherheit und Compliance: Gibt es Sicherheitsvorschriften, Compliance-Regeln, länderspezifische Regeln oder staatliche Vorschriften in Bezug auf Datengrenzen und die Wahl der Standorte? Berücksichtigen Sie Fragen der Datenhoheit zwischen Ländern und sogar Staaten. Die Auswirkungen der Platzierung der Daten in einem Land mit stark reguliertem Datenschutz könnten für den Erfolg des Programms und möglicherweise für das Unternehmen große Auswirkungen haben.
  • Kultur und Organisation: Wie qualifiziert sind die Arbeitskräfte und inwieweit ist die

Unternehmenskultur bereit, von einer Plattform zur anderen zu wechseln?

  • Prozesse und Governance:  
    • Wie diszipliniert ist ihr Unternehmen in Bezug auf Prozesse und Governance?
    • Kann die IT langfristige Vorgaben und Entscheidungen treffen und Entwickler und Gemeinschaften zwingen, sich an diese Entscheidungen zu halten, oder erfolgt der Prozess ad hoc?

Wenn die Teams nicht aufeinander abgestimmt sind, sei es aus technischen oder politischen Gründen, wird die Geschwindigkeit der Bereitstellungen stark reduziert.

Das Verständnis der Geschäftsanforderungen und der Grenzen, die einer Organisation auferlegt werden, erhöht die Klarheit, wie Unternehmen ihre funktionsübergreifenden Teams und den zugehörigen Ressourcenmix strukturieren sollen.

Wie sieht der richtige Technologieeinsatz aus?

Entscheidungen über komplexe Mischformen von Plattformen und Services werden letztlich von den Mitarbeitern nach intensiver Analyse und langen Debatten getroffen. Aber auch technische Tools können in diesem Prozess eine Rolle spielen und eine gewisse Ordnung in eine oft chaotische Situation bringen.

  • Wie sieht es mit der Cloud-Fähigkeit der Anwendungen aus?
  • Welche Anwendungen sollten als erste migriert werden?
  • Was ist der richtige Mix aus Hybrid Cloud-Plattformen für meine Anwendungen?
  • Für welche Anwendungen muss vor dem Wechsel in die Cloud eine Codeänderung durchgeführt werden?
  • Was ist der schnellste Pfad für die Migrationsplanung?
  • Wie viel Vertrauen habe ich in die Analyse?
  • Was sind die Abhängigkeiten meiner Anwendung?

IT-Teams müssen nun ihre Anwendungsmigrations- und -Programme für jede Cloud-Plattform vorbereiten, die den richtigen Mix aus Überlegungen wie Kosten, Flexibilität, Sicherheit, Risiko, Datenschutz und einer Vielzahl anderer Faktoren bietet.

Was ist wie zu migrieren, welche Migrationstypen kommen zur Anwendung?

Rehost: Dieser Migrationstyp wird im Allgemeinen als „Lift and Shift“ bezeichnet. Es handelt sich hierbei um eine System-zu-System-Migration der Anwendung und der Daten auf die Cloud-Plattform.

Replatform: Bei diesem Migrationstyp können die Anwendungsserver und die Software problemlos auf der neuen Plattform ausgeführt werden. Typischerweise sind hier nur Umgebungsparameter zu ändern, jedoch nicht der Code, wie z.B:

  • Upgrade der Betriebssystem- und/oder Datenbankversion
  • Signifikante DNS- und Netzwerkänderungen
  • Änderungen an der INI- und Konfigurationsdatei

Refactoring: Dieser Migrationstype ist der komplexeste und aufwendigste, da an den Applikationen Änderungen auf der Codeebene durchgeführt werden müssen. Dieses Team muss über spezifische Kenntnisse in den Bereichen Cloud-Services, Sicherheit und Infrastruktur verfügen.

Retiring: Das Stilllegen von Applikationen – das sogenannte Retiring – ist recht einfach. Darüber hinaus werden in den Rechenzentren häufig Anwendungen ausgeführt, die nur zur Erfüllung von Compliance-Anforderungen weiter gepflegt werden. Auch diese Applikationen sollten entsprechend untersucht werden und können in der Cloud oft mit Software abgebildet werden und wären damit auch Kandidaten in dieser Rubrik.

Replace: Das Ersetzen von Anwendungen ist komplexer und hängt sehr stark vom Geschäftsbereich oder den Anwendungsverantwortlichen ab.

Retain: Beim Beibehalten von Applikationen geht es im Wesentlichen um Szenarien zum Ende der Lebensdauer und um Ihre Pläne zur Stilllegung der Plattform. Die Herausforderung besteht nicht darin, wie man die Anwendungen beibehält, sondern wie die Cloud-basierten Anwendungen mit den Anwendungen, die beibehalten werden, interagieren. Häufig handelt es sich bei den beibehaltenen Anwendungen um Kernsysteme der Unternehmen.

Auswirkungen auf die Menschen

Durch die Cloud werden Unternehmen agiler. Sicher ist auch, dass eine Umstellung auf die Cloud größere Veränderungen mit sich bringt.

In der Cloud werden Dinge auf völlig andere Weise getan. Die Mitarbeiter müssen daher neue technische Fähigkeiten erlernen. Der Wechsel von einem kaska­dierenden Projekt­management­modell hin zu einem agilen und kontinuierlichen Scrum-DevOps-Ansatz erfordert eine vollkommen neue Vorgehensweise.

Es werden Silos aufgebrochen und die Mitarbeiter müssen jetzt in einem funktionsübergreifenden Team mit unbekannten Mitarbeitern und neuen Fähigkeiten zusammenarbeiten.

Viele Initiativen zum Wechsel scheitern, weil die Mitarbeiter nicht wissen, was sie nicht mehr tun, was sie ab sofort tun und was sie weiterhin tun sollen.

Die Entscheidungen, die Sie jetzt treffen, werden die kommenden Jahre das Unternehmen beeinflussen. Die Zusammenstellung des richtigen Mix von Ressourcen ist entscheidend, um Ihr Unternehmen auf den Weg zum Erfolg in der Zukunft zu bringen.

„Auf die Mitarbeiter schauen“, diese zielführend einzubinden, die Wahl der richtigen Organisation zählen dabei zu den Schlüssel-Erfolgsfaktoren. Nur wenn Ihre Mitarbeiter auch wirklich „im Boot“ sind und hinter der Cloud-Transformation stehen, wird diese auch tatsächlich ein nachhaltiger Erfolg sein!

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